Das Projekt "GAS66 - Wohnmobil"

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Ende April 2006 fand ich eher zufällig beim "googeln" einige Bilder dieses knallgelben GAS66. Neugierig stöberte ich weiter nach der Herkunft der Bilder und stieß dabei auf eine Anzeige im DHD24, (Der Heiße Draht 24). Ein Funkamateur aus Osterode im Harz war Urheber dieser Anzeige und freute sich sehr, als ich ihn anrief. Mir war gar nicht aufgefallen, dass die Anzeige schon mehr als vier Wochen alt war und ich wunderte mich daher um so mehr, als der Mann am anderen Ende losplauderte wie aufgezogen. Ich stellte ein paar Fragen nach dem Alter und der Herkunft des Fahrzeugs und er erzählte mir gleich seine Lebensgeschichte. Ganz beiläufig erwähnte er, dass die Fotos in der Anzeige bereits vor 10 Jahren entstanden seien und dass der GAS seit dem draußen vor der Tür stehe. Na toll, dachte ich. Zehn Jahre steht die Karre draußen und ich falle auf die Superfotos rein. Als er dann auch noch die Preisvorstellungen wiederholte, die mich in seiner Anzeige schon abschreckte, wollte ich entnervt auflegen. Wie gut, dass ich es nicht tat.

Ich hörte ihm weiter geduldig zu, denn er verplapperte sich wohl eher ungewollt, ich sei erst der zweite Anrufer in vier Wochen. Kein Wunder, dachte ich mir, denn in der Rubrik "Wohnmobile Eigenbau" im DHD24 suchen nicht gerade die Interessenten alter russischer Militärtechnik. Und wer ein Wohnmobil sucht, wird sich wohl kaum so ein Russenmonster zulegen. So war es also allzu verständlich, dass sich kaum jemand bei ihm gemeldet hat. Was für ein glücklicher Umstand für mich als angehender GAS66-Besitzer ...

Doch der Reihe nach.

Wir unterhielten uns ca. 20 Minuten, wobei ich kaum zu Wort kam, bis auf ein paar Fragen nach der Fahrbereitschaft und nach den Ersatzteilen, die er unermüdlich erwähnte, wohl hoffend, damit meine ohnehin vorhandene Kaufbereitschaft noch weiter zu steigern. Er erzählte mir, dass er das Fahrzeug als Chassis, also ohne Aufbauten, und den Koffer extra mit komplett ausgestatteter Raketenfunkerwerkstatt 1991 bei der VEBEG in Nordhausen gekauft hat. Den Koffer hat er sich dann, wie auf den Bildern sehr gut zu erkennen, als Wohnmobil ausbauen lassen. Die komplette Inneneinrichtung wurde durch einen Fachbetrieb äußerst professionell eingebaut. Mit Heizung, Kühlschrank und Wassertanks ließ die Ausstattung kaum Wünsche offen. Lediglich für die Warmwasserbereitung hat es wohl nicht mehr gereicht ...

Nun denn. Die Geschichte des Fahrzeugs war ja recht interessant, doch in Gedanken war ich bereits dabei, eine Lösung für den Transport zu finden. Über Geld hatten wir zwar noch nicht geredet, gleichwohl war ich mir sicher, dass er froh sei, dass endlich jemand das Ding wegholt. Dauernd erwähnte er, wie froh er sei, dass ich angerufen habe und das er am Preis noch was machen könnte. Mittlerweile drängte ich ihn dann doch, mir seinen Verhandlungsspielraum zu nennen, damit ich mich für eine Besichtigung entscheiden konnte. Er ging von sich aus ganz freiwillig schon mal ein drittel des Kaufpreises runter und da entschloss ich mich, ihn zu besuchen. Meinen Terminvorschlag akzeptierte er sogleich und ich fragte ihn, wie viel Bargeld ich denn mitbringen müsste, wenn ich das Fahrzeug gleich mitnehmen wollte. Da ging er gleich noch mal einige hundert Euro runter, was mich natürlich freute und so machten wir uns am nächsten Tag auf den Weg in den Harz.

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In Osterode angekommen erschrak ich dann doch, obwohl ich ja wusste, dass der GAS seit 10 Jahren draußen stand. Vom leuchtenden gelb, wie auf den Fotos der Anzeige im DHD24, war nicht mehr viel übrig geblieben. Mir gingen die Fragen durch den Kopf: Was mach ich hier bloß? War ich denn vielleicht doch zu euphorisch und spontan? Ich bin doch noch nie so einen GAS gefahren und nun soll ich gleich runde 250 Kilometer damit nach Hause fahren?

Oh je. Wie komm ich bloß aus der Nummer wieder raus?001.jpg

Wir schlichen einige Male um das Fahrzeug herum und waren dann doch erstaunt, wie gut der Allgemeinzustand aussah. Die Fahrbereitschaft hatte der gute Mann ja herstellen wollen und so baten wir ihn, mal den Motor zu starten. Er hatte auch alle Flüssigkeiten geprüft und aufgefüllt, was er uns bereitwillig zeigte, pumpte dann fachmännisch mit dem eigens an der Spritpumpe angebrachten Verlängerungsdraht den Vergaser voll, drückte den Hauptschalter runter, zog den Schock und drehte den Zündschlüssel. Keine drei Sekunden später sprang der V8 wohlwollend an und blubberte mit dem von mir so heißgeliebten satten Klang. Das hat ja schon mal prima geklappt, dachten wir. Unsere Freude hielt aber nicht lange an. Irgendwas tropfte da vorn zwischen Motor und Kühler... Na toll, was ist denn da los, fragten wir sichtlich irritiert den Nochbesitzer.

"Ja, äääähm, das könnte die Wasserpumpe sein", meinte er sich am Kopf kratzend. 012.jpg

Er hatte uns schon einen 40-Liter-Kanister für die Heimfahrt hinten reingestellt. Na gut. Wir sahen dann auch die tropfende Pumpe und beschlossen, diesen Mangel einfach zu ignorieren. Wasser können wir ja jederzeit nachgießen. Nun ging es auf Probefahrt in den Nachbarort. Gott sei Dank fuhr der Verkäufer noch selber und fragte mich auch nicht, ob ich mal fahren wolle. Ich hätte mich eh noch nicht getraut. Ich wollte erstmal sehen und erleben, wie er das macht. Was für eine Fahrt. Die paar Kilometer bis zu seinem Gartenhaus waren echt spannend. Ich hatte ja keine Ahnung, aber irgendwie kam mir das doch komisch vor, dass der Motor so wenig zog und nicht wirklich in die Gänge kam.

Der Verkäufer bemühte sich redlich, zu verbergen, dass auch er ziemliche Probleme hatte mit dem Schalten, sowie Zwischenkuppeln mit Zwischengas und ohne usw. Mit der Zuladung der ganzen Ersatzteile würde ich wohl eher selten mal im vierten Gang fahren können, meinte der gute Mann. Später erlebte ich dann, was er mir damit sagen wollte...

007.jpg ... Die vielen Ersatzteile in seinem Gartenhaus stimmten mich dann versöhnlicher und als er alles emsig hinten rein stapelte, fragte ich nun nach dem endgültigen Kaufpreis. Er war ja schon sehr entgegenkommend und eigentlich scheute ich mich davor, noch ausverschämter zu werden. Ich schlug ihm aber doch meinen  Endpreis vor und er holte einmal tief Luft und akzeptierte schließlich das letzte übrig gebliebene Drittel seines Ausgangspreises.

So, sagte ich mir. Für das Geld kann meinetwegen alles Andere schief gehen.

Nach Erledigung der Formalitäten machten wir uns auf den Heimweg. Kaum saß ich am Steuer, ging der GAS auch schon aus. Uuhps, das fängt ja gut an. Natürlich sprang er bereitwillig wieder an, nur um gleich wieder abgewürgt zu werden, weil ich nicht vom 1. in den 2. Gang schalten konnte. Wer schon mal GAS66 gefahren ist, wird verstehen, was ich meine. Nun aber los und endlich Strecke machen. Es war schließlich schon Mittag durch und bei störungsfreier Fahrt rechneten wir mit der Ankunft zu Hause um ca. 16.00 Uhr. Es wurden dann glatte 5 Stunden Fahrtzeit mit zwei kurzen Zwischenstopps zum Wassernachgießen. Nun wusste ich auch, was der Nun-nicht-mehr-Besitzer damit meinte, das ich kaum im vierten Gang fahren könnte. Ich konnte es kaum fassen, dass der V8 mit über 4 Litern Hubraum und 115 PS überhaupt nicht aus der Knete kam. Ständig Fehlzündungen, keine Durchzugskraft und bei der geringsten Steigung oder auch nur einem Hauch Gegenwind nahm die mühsam erreichte Reisegeschwindigkeit von 60 km/h wieder rapide ab. Mein Kumpel hinter mir im Begleit- PKW konnte es ebenfalls nicht verstehen, warum ich solange brauchte, um auf Touren zu kommen.

Gegen 17.00 Uhr trafen wir überglücklich zu Hause ein und ich viel völlig fertig aus dem Fahrerhaus vor dem Fahrzeug auf die Knie voller Ehrfurcht und Dankbarkeit, die Strecke gemeistert zu haben. 006.jpg

Nach unserer ersten großen Ausfahrt zum Ostblock-Fahrzeugtreffen Pütnitz im Juli 2006 erkannten wir die Ursache der nicht vorhandenen Motorleistung: Der Sparvergaser K135 war so sparsam eingestellt, dass der Spritverbrauch bei 25 Litern auf 100km lag, also 10 Liter weniger, als in den technischen Daten des Motors als Normverbrauch deklariert ist. Wir haben dann einen K126 draufmontiert, diesen ordnungsgemäß eingestellt und siehe da, die fehlenden Pferdchen waren alle wieder da. Seit dem macht das GAS66 fahren richtig Spaß. Der Normverbrauch liegt nun auch bei ziemlich genau 35 Litern, doch die sind es mir Wert, und zwar jedes Mal auf`s Neue.

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Die Instandsetzung und originalgetreue Farbgebung erfolgte von Mai bis Juli 2006.

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Erstellt mit BilderGalerie V2.6.1.1

 

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